Geschichte / Grosses Banner der Stadt St. Gallen, Fahne
Im Oktober 1908 stiess man bei Räumungsarbeiten im Estrich des Stadthauses, dem Sitz der Ortsbürgergemeinde St.Gallen, auf eine Kiste mit bemerkenswertem Inhalt: drei längst in Vergessenheit geratene Stadtfahnen, die früher im Turm des Irertors neben dem alten Rathaus beim Marktplatz ausgestellt waren. Eine dieser Fahnen ist das grosse Banner der Stadt St.Gallen aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es zeigt einen in roter und schwarzer Konturierung aufgemalten, braunen Bären in selbstbewusster, aufrechter Angriffshaltung. Die Zunge, das Maul und die Rute sind in Rot gehalten, Klauen, Ohrmuscheln und Zähne in gelber Farbe. Ein wichtiges Attribut allerdings fehlte dem St. Galler Stadtbären damals noch: die goldene Halskette. Bis 1475 trug der Fähnrich bei militärischen Auszügen das städtische Banner mit einem Bären ohne Halskette voraus. Dank der Unterstützung der St.Galler Truppen bei der Belagerung von Neuss durch das burgundische Heer, erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich III. die Erlaubnis, ihr Wappen aufzubessern. Von nun an durfte ihr Bär mit einem goldenen Halsband einher marschieren. Das städtische Wappen liess sich durch das neue Attribut nun eindeutig vom Wappentier der Fürstabtei und vom Appenzeller Bären unterscheiden. Diese weithin sichtbare Veränderung illustriert den fortschreitenden Prozess der Trennung zwischen Reichsstadt und Fürstabtei St. Gallen. Auch wenn beide ihre eigenen Wege gehen sollten, blieb der Bär grundsätzlich das verbindende Element. Bis heute bewahrt er die Erinnerung an die gemeinsamen Anfänge, an den Bären aus der Galluslegende. as
Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen
Datierung: Frühes 15. Jh.
Material: Leinen mit Malerei
Masse: H 115,0 cm x B 92,0 cm cm
Inventarnummer: G 7801
Provenienz:
- 1908: Bürgerrat Stadt St. Gallen, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen