Ethnologie / Porträt eines chinesischen oder koreanischen Würdenträgers
Höfische Porträtmalereien der Joseon-Periode (1392-1910) gehören zu den Meisterwerken der koreanischen Kunst. Sie weisen den für die westliche Kunst typischen Naturalismus auf, der über China nach Korea eingeführt wurde. Gleichzeitig reflektieren diese farbenprächtigen Werke den Geschmack der gesellschaftlichen Elite Koreas (yangban), die stark vom Neo-Konfuzianismus und der klassischen chinesischen Literatur geprägt war. Porträtiert wurde, wer Rang und Namen hatte: Könige, Generäle, Minister oder hohe Beamte. Unser Porträt zeigt einen Mann mittleren Alters in festlicher, roter Seidenrobe mit einem typischen Offiziershut aus geflochtenem Pferdehaar (samo). Er blickt freundlich und offen geradeaus und verweist mit seiner Hand auf den kostbaren Gürtel. Die grosse Schärpe um seinen Bauch wurde später im Bild überarbeitet und vergrössert. Geziert ist sie mit zwei fliegenden Kranichen, einem Symbol, das der höchsten Klasse der «Beamten der Schriften» (mun-gwan) vorbehalten war. Die gepflegten Hände mit den langen Fingernägeln entsprechen einem chinesischen Schönheitsideal und kommen selten auch in koreanischen Porträts vor. Der Thron ist weich gepolstert mit einem kostbaren Tigerfell, dessen Klauen und Schnurrhaare nur knapp unter dem weiten Saum des langen Gewands hervorblitzen. Eine herabhängende Schriftrolle an seinem linken unteren Bein betont die administrative Tätigkeit des Würdenträgers. jfe
Herkunft: Asien, Korea
Datierung: 18. Jh.
Material: Mineralfarben auf Seide
Masse: H 135 x B 82,5 cm
Inventarnummer: VK
2013.499
Provenienz:
- 21.05.2013: Dobiaschofsky Auktionen AG, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen